Pressemitteilung vom 25. November 2024
Deutscher Spendenrat e. V. erwartet Steigerung der Spendeneinnahmen
Berlin, 22.11.2024 – Der Deutsche Spendenrat e. V. blickt zuversichtlich auf das Jahr 2024 und prognostiziert eine leichte Steigerung der Spendeneinnahmen von etwas mehr als zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits in den ersten neun Monaten des Jahres konnten Privatpersonen insgesamt 3,2 Milliarden Euro spenden, was eine leichte, aber spürbare Erholung des Spendenmarktes zeigt. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, insbesondere angesichts der weiterhin angespannten wirtschaftlichen Lage in vielen Haushalten, die durch Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten beeinflusst wird.
„Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bleiben die Deutschen ihrer Spendenbereitschaft treu, was eine beeindruckende Solidarität und ein hohes Maß an Gemeinsinn verdeutlicht,“ erklärt Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Spendenrates e. V. Der Deutsche Spendenrat sieht in diesem Anstieg einen Beweis für das Engagement der Gesellschaft, gemeinnützige Projekte zu unterstützen, und erwartet, dass dieser Trend auch in den letzten Wochen des Jahres anhält.
Positive Tendenzen im Spendenmarkt
Der Spendenmarkt zeigt sich 2024 bisher durchweg stabil. In fast allen Monaten des Jahres wurden höhere Spendeneinnahmen als im Vorjahr verzeichnet. Einzige Ausnahmen waren die Monate Februar und Juni, die einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr aufwiesen. Die durchschnittliche Spende liegt derzeit bei 38 Euro, was einem Anstieg von einem Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 entspricht. Im Durchschnitt spenden die Menschen in Deutschland mehr als sechsmal pro Jahr, ein neuer Höchstwert, der den kontinuierlichen Spendenwillen der Bevölkerung betont.
Ein besonders bemerkenswerter Trend ist die Zunahme der Spendeneinnahmen durch jüngere Altersgruppen. Die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen verzeichnete einen Zuwachs von 24 Prozent bei den Spenden, während die Generation 60+, die traditionell die größte Spendergruppe darstellt, weiterhin fast zwei Drittel des gesamten Spendenvolumens beisteuert.
„Der wachsende Beitrag jüngerer Generationen zum Spendenmarkt ist ein äußerst positives Zeichen und unterstreicht den Wertewandel hin zu mehr sozialem Engagement. Es ist jedoch wichtig, diese Dynamik weiter zu fördern und gezielt anzusprechen,“ betont Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates e. V.
Herausforderungen und Veränderungen im Spendenverhalten
Neben den positiven Aspekten sind jedoch auch Herausforderungen zu verzeichnen. Während die Spendensumme insgesamt steigt, ist die Anzahl der Spenderinnen und Spender um 800.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Reichweite der Bevölkerung, die mindestens einmal im Jahr spendet, liegt derzeit bei 20 Prozent, was auf einen Rückgang in allen Altersgruppen hinweist. Diese Entwicklung verdeutlicht die Notwendigkeit, die Spenderbindung zu stärken und neue Zielgruppen zu gewinnen.
Besonders in der humanitären Hilfe sind die Herausforderungen groß. Die Spenden für humanitäre Zwecke stehen, nach Jahren des Wachstums, seit 2023 unter Druck und verzeichnen noch keine Erholung. Dennoch bleiben sie ein wesentlicher Bestandteil des Spendenmarktes. Die Gelder für Not- und Katastrophenhilfe, die in den letzten Jahren häufig von Krisen und globalen Ereignissen beeinflusst wurden, gingen im Vergleich zu 2023 zurück, liegen jedoch noch immer über dem Niveau von 2019. Im Gegensatz dazu verzeichneten nicht-humanitäre Zwecke, wie beispielsweise Projekte im Bereich Bildung, Kultur und Umwelt, einen Anstieg der Spendeneinnahmen von rund 100 Millionen Euro.
„Die UNO-Flüchtlingshilfe ist in großer Sorge über die Tonlage der deutschen Debatte über Flucht und Migration. Mit zunehmend populistischen Tönen wird eine faktenbasierte Diskussion in den Hintergrund gedrängt. Das führt, gepaart mit der wirtschaftlichen Entwicklung, bei vielen Spender*innen zur Verunsicherung. Dabei ist die globale humanitäre Arbeit vor dem Hintergrund der weltweiten Krisen ganz besonders auf die Unterstützung auch der Zivilgesellschaft angewiesen“ sagt der Nationale Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer.
Regionale Unterschiede und Prognose
Die regionalen Unterschiede bei den Spendenentwicklungen zeigen interessante Trends. Besonders in Nordrhein-Westfalen, Bayern und den neuen Bundesländern stiegen die Spendeneinnahmen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Der Deutsche Spendenrat sieht hierin eine positive Dynamik und appelliert gleichzeitig an die Bedeutung regionaler Projekte und Initiativen.
Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 bleibt verhalten optimistisch. Gelingt es, in den letzten Monaten des Jahres zusätzliche Spender zu gewinnen und bestehende Spender zur erneuten Unterstützung zu mobilisieren, könnte das Gesamtspendenvolumen weiter steigen. Das Ziel eines Zuwachses um 2 Prozent ist greifbar, jedoch von der Aktivierung neuer und bestehender Unterstützer abhängig.
„Die kommenden Wochen werden zeigen, ob wir es schaffen, diese positive Entwicklung aufrechtzuerhalten und gemeinsam für die drängenden Themen unserer Zeit aktiv zu bleiben. Jede Spende zählt und trägt dazu bei, das Gemeinwohl nachhaltig zu stärken,“ schließt Manuela Roßbach, Senior Advisor – Aktion Deutschland hilft e. V.
Zur Erhebung
Die „Bilanz des Helfens – Trends und Prognosen“ wird von YouGov (ehemals Consumer Panle Services GfK), einem weltweit führenden Anbieter von Daten und Analytik, im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. durchgeführt. Sie ist ein Teilergebnis der Studie Charity Panels, die auf kontinuierlichen schriftlichen Erhebungen bei einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmern basiert. Das Charity Panel von YouGov (ehemals CPS GfK) ermittelt fortlaufend Daten zum Spendenverhalten von privaten Verbrauchern in Deutschland. Unter anderem werden Spendenvolumen, Spendenhöhe und bevorzugte Tätigkeitsbereiche abgefragt. Als Spende zählen die von deutschen Privatpersonen freiwillig getätigten Geldspenden an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen und gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.
Weitere Informationen
Martin Wulff
Deutscher Spendenrat e.V.
T +49 30 83001502
wulff@spendenrat.de
Bianca Corcoran-Schliemann
YouGov CP Germany
T +49 911 395 3883
bianca.corcoran-schliemann@gfk-cps.com
Lars Kolan
Deutscher Spendenrat e. V.
T +49 30 83001502
kolan@spendenrat.de
Zum Deutschen Spendenrat e.V.
Seit nun 31 Jahren setzen sich die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Spendenrats e.V. für die Stärkung von Transparenz im deutschen Spendenwesen ein. Der Deutsche Spendenrat ist ein gemeinnütziger Dachverband von 74 spendensammelnden, gemeinnützigen Organisationen aus den Bereichen soziale und humanitäre Hilfe, Umwelt und Tierschutz, Kunst- und Kultur sowie Denkmalschutz. Mitglieder sind u.a. Deutsches Rotes Kreuz e.V. Bundesverband, Arbeiter-Samariter-Bund, Maltester Hilfsdienst, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Bethel, Aktion Deutschland Hilft, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Heinz-Sielmann-Stiftung. Die Mitgliedsorganisationen setzen jährlich ein Geldmittelvolumen von rund zwei Milliarden Euro ein. Der Deutsche Spendenrat e.V. vertritt diese gegenüber der Öffentlichkeit sowie staatlichen, politischen und privaten Gremien. Die Mitglieder verpflichten sich, keine sittenwidrige Werbung einzusetzen und hohe Qualitätsstandards einzuhalten. Unter anderem sind Strukturen, Tätigkeit und Finanzen im Rahmen eines Jahresberichts jährlich und transparent offenzulegen. Verbraucher können sich beim Deutschen Spendenrat Informationen und Tipps für sicheres Spenden einholen. Seit dem Frühjahr 2017 verleiht der Deutsche Spendenrat e.V. erstmals ein Spendenzertifikat an Mitgliedsorganisationen. Das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. ist das einzige Prüfverfahren in Deutschland, bei dem externe Wirtschaftsprüfer die Qualitätskontrolle des Spendenzertifikats übernehmen.
Weitere Informationen über den Spendenrat finden Sie unter www.spendenrat.de.
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YouGov / Research Reality
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Die Studie zum „Spendenjahr 2023: Trends + Prognose“ können Sie hier herunterladen: