Pressemitteilung vom 09. Februar 2024

Bilanz des Helfens 2023

Erhebungen zum Spendenverhalten der Deutschen im Kalenderjahr 2023

Das Spendenniveau in Deutschland verstetigt sich auf dem langjährigen guten Durchschnitt außerhalb von „Katastrophenjahren“. Im Gesamtjahr 2023 spendeten die Deutschen rund 5 Milliarden Euro (4,988 Mrd. €). Nach drei sehr erfolgreichen Jahren normalisieren sich die Geldspendeneinnahmen wieder. Der erneute Rückgang bei der Zahl der Spendenden gibt Anlass zur Sorge. Erstmals wurde auch das Spendenverhalten in einzelnen Bundesländern und Regionen betrachtet.

Berlin, 09.02.2024 – Die Deutschen haben im abgelaufenen Kalenderjahr 2023 rund 5 Milliarden Euro gespendet. Das sind etwa 700 Millionen Euro bzw. 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Spendeneinnahmen entsprechen in etwa denen der guten Spendenjahre 2017 und 2019. Die Einnahmen gingen vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurück, die in den beiden Vorjahren starke Zugewinne verzeichnen konnte. Mit 929 Mio. Euro sind hier die Einnahmen, trotz Rückgang, aber immer noch sehr hoch (Vergleich zu 2019: 576 Mio. Euro).

Im Rahmen der regionalen Betrachtung des Spendenverhaltens sticht das Ergebnis für Nordrhein-Westfalen heraus. Die Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland spendeten im vierten Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro. Vorstehende Ergebnisse entstammen der Erhebung der Consumer Panel Germany GfK GmbH zur „Bilanz des Helfens“, die alljährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats erstellt wird.

Rund 17 Millionen Menschen haben im Jahr 2023 mindestens einmal Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Die Spenderzahl ist damit im Vergleich zum Jahr 2022 um 1,7 Millionen Menschen (minus 9%) gesunken. Erfreulich ist, dass diejenigen, die im Kalenderjahr 2023 gespendet haben, so häufig wie noch nie gespendet haben. Bei durchschnittlich 7,3 Spendenakten im Jahr 2023, spendeten die 17 Millionen Spendenden jeweils durchschnittlich 40,30€. Dieser Betrag stellt den dritthöchsten Betrag seit 2005 dar.

„Die Deutschen zeigten sich auch im vergangenen Jahr wieder überaus solidarisch und unterstützten die Projekte von Hilfsorganisationen mit beeindruckenden 5 Milliarden Euro. Die Normalisierung der Geldspendeneinnahmen auf das Niveau der Jahre 2017 oder 2019 war mit Blick auf die großartigen Unterstützungsleistungen im Zusammenhang mit der Ahrtal-Katastrophe und dem beginnenden Krieg gegen die Ukraine in den Jahren 2021 und 2022 zu erwarten. Zudem spürt jeder Mensch in unserem Land die Teuerung der vergangenen zwei Jahre und stellt sich darauf durch eine Fokussierung auf das persönlich Notwendige ein. Die Frage, ob man sich bestimmte Dinge noch leisten kann, mussten viele Menschen immer häufiger mit einem Nein beantwortet. Diesem Pragmatismus fallen in Teilen auch die Spenden an Hilfsorganisationen zum Opfer. Vor diesem Hintergrund sind die festgestellten Spendenleistungen umso bemerkenswerter.“ sagt Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V.

Größte Spendenrückgänge bei Not- und Katastrophenhilfe

Die Humanitäre Hilfe stellt mit 75,2 Prozent (Vorjahr 76,4 Prozent) unverändert den Hauptanteil am Gesamtspendenvolumen. Nach Einnahmen in Höhe von 4,331 Milliarden Euro im Vorjahr, wurden im Jahr 2023 Einnahmen in Höhe von 3,753 Milliarden Euro verzeichnet (minus 578 Millionen Euro). Die sofortige Not- und Katastrophenhilfe hat die größten Rückgänge beim Spendenvolumen zu verzeichnen (minus 35 %). Hier wurde mit 929 Mio. Euro aber immer noch wesentlich mehr gespendet als im Jahr 2019 (2019: 576 Mio. Euro).

Der Bereich der Sonstigen humanitären Hilfe (Entwicklungshilfe; Bildung; Sonstige Hilfe) konnte sein Vorjahresergebnis von zuletzt 702 Millionen Euro bestätigen und erreichte im Jahr 2023 710 Millionen Euro. Besonders hervorzuheben ist der Bereich Krankheit/Behinderung, der seine Einnahmen gegen den Trend um 5% auf 373 Mio. Euro erhöhen konnte.

Spendeneinnahmen für Flüchtende

Die Spendeneinnahmen für Flüchtende normalisieren sich weiter, sie liegen aber mit 459 Millionen Euro immer noch knapp ein Drittel höher als 2019 (351 Millionen Euro). Zum Vergleich, im Jahr der beginnenden Ukraine-Invasion 2022 wurden 1,133 Milliarden Euro gespendet.

Spendenverhalten im Bereich der nicht humanitären Hilfe

Außerhalb der humanitären Hilfe (Kultur- und Denkmalpflege; Natur-, Umwelt- und Klimaschutz; Tierschutz; Sport; Sonstiges) haben die Deutschen 1,235 Milliarden Euro (minus 8%) gegenüber 1,341 Milliarden Euro im Vorjahr gespendet.

Regionale Betrachtungen zum Spendenverhalten

Im Rahmen der „Bilanz des Helfens“ werden erstmals auch Einblicke in das regionale Spendenverhalten in Deutschland gegeben. Hier wurden Betrachtungen zu folgenden Bundesländern und Regionen angestellt: Niedersachsen; Nordrhein-Westfalen; Hessen; Rheinland-Pfalz & Saarland; Baden-Württemberg; Bayern; Nord: Schleswig-Holstein – Niedersachsen – Hamburg – Bremen – Mecklenburg-Vorpommern; Berlin & Brandenburg; Sachsen-Thüringen-Sachsen-Anhalt; Neue Bundesländer).

Als Auszug dessen, werden in der Bilanz des Helfens Betrachtungen zu Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern sowie die neuen Bundesländer vorgestellt. Hier waren ganz unterschiedliche Ausprägungen in Form von Zuwachs, Rückgang und Verstetigung der Geldspenden festzustellen.

Dabei stellen die Zahlen für Nordrhein-Westfalen die größte Überraschung dar. Zum einen kann man bei der Höhe der gesamten Geldspenden einen Zuwachs von 34% im Vergleich von 2019 mit 2023 erkennen und zum anderen feststellen, dass die Spendenden im bevölkerungsreichsten Bundesland nun das vierte Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro spendeten. Zudem konnten sie im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 gegen den Bundestrend noch um 5% auf nun 1.081 Milliarden Euro zulegen.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Bayern und Baden-Württemberg. Hier minderten sich die Geldspenden nicht nur im Vergleich mit den von Krisen geprägten „Katastrophenjahren“ 2021 und 2022, sondern auch im Vergleich mit den letzten sechs bis acht Jahren. Kompensiert wird dieser Trend durch eine sehr hohe Spendenhäufigkeit bei denen, die spenden (Bayern: 7,4; Baden-Württemberg: 8,3).

Der Blick auf Ostdeutschland zeigt, dass das Spendenverhalten im Jahr 2023 zwar niedriger ausfiel als in den Ahrtal- und Ukraine-Invasions-Jahren 2021 und 2022, aber immer noch höher ist als in den Jahren 2019 und 2020. Hier spendeten die Menschen insgesamt 696 Mio. Euro.

„Die erstmals zur Verfügung gestellten Informationen über das Spendenverhalten in einzelnen Bundesländern und Regionen Deutschlands soll unsere Mitglieder, aber auch alle anderen Nutzer der Daten, bei ihrer Arbeit unterstützen. Die regionale Betrachtung ermöglicht u. a. eine noch gezieltere Analyse und Steuerung von Fundraising-Aktivitäten spendensammelnder Organisationen. – Die positive Entwicklung der Spendenbereitschaft im Bundesland Nordrhein-Westfalen freut mich ganz besonders.“ so Wolfgang Stückemann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Spendenrates e. V.

Spenden nach Altersgruppen

Nach wie vor spendet die Generation 60plus am meisten. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen liegt in 2023 unverändert bei 61%.

Bei den anderen Altersgruppen kam es zu einer Verschiebung der Marktanteile. Hier konnte die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen einen deutlichen Zugewinn verzeichnen. Ihr Anteil stieg von 6% auf 10%. Ein Trend, der Hoffnung für das zukünftige Spendenaufkommen macht.

Prognose für das gesamte Jahr 2024

„Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland (Null-Wachstum; Inflation) und die weltweite geopolitische Lage werden weiterhin für eine starke Verunsicherung der Menschen sorgen und die Sparneigung weiter begünstigen. Das Spendenverhalten wird sich aller Voraussicht nach auf dem Niveau des Jahres 2023 verstetigen, was Auswirkungen auf den Umfang der so wichtigen Arbeit aller Hilfsorganisationen haben wird. Für die spendensammelnden Organisationen wird es daher darum gehen, gegenüber den Spendenden weiterhin nachvollziehbar und freiwillig Rechenschaft über die Wirkkraft ihrer Projekte abzulegen und größtmögliche Transparenz über die Verwendung der Spendeneinnahmen herzustellen.“ – Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates e. V.

Bedeutung der „Bilanz des Helfens“

„Ich schätze die „Bilanz des Helfens“ sehr und nutze sie seit vielen Jahren, um die eigenen Ergebnisse im Gesamtkontext der Entwicklungen auf dem Spendenmarkt zu betrachten.“ so Bianca Kaltschmitt, Geschäftsführerin Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.

Weiter führt sie aus: „Erstmals werden in diesem Jahr nun auch Regionaldaten zur Verfügung gestellt, die eine weitere Differenzierung ermöglichen. Der Blick auf die regionalen Entwicklungen im Spendenverhalten ist ein Mehrwert, weil sich auch bei Organisationen unterschiedliche regionale Werte messen lassen, die sowohl mit der Bekanntheit und Aktivität der jeweiligen Organisation an den verschiedenen Standorten, als auch der vorhandenen Spenderbasis in Bezug zu setzen sind. Professionelles Fundraising ist auf diese detaillierten Analysen angewiesen, um die eigene Strategie weiterzuentwickeln.“

Die Erhebungen zur „Bilanz des Helfens“ werden von Consumer Panel Germany GfK GmbH, einem weltweit führenden Anbieter von Daten und Analytik, im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. durchgeführt. Sie stellen ein Teilergebnis der Studie GfK Charity Panels, die auf kontinuierlichen schriftlichen Erhebungen bei einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmern basiert, dar. Das GfK Charity Panel ermittelt fortlaufend Daten zum Spendenverhalten von privaten Verbrauchern in Deutschland. Unter anderem werden Spendenvolumen, Spendenhöhe und bevorzugte Tätigkeitsbereiche abgefragt. Als Spende zählen die von deutschen Privatpersonen freiwillig getätigten Geldspenden an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen und gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.

Weitere Informationen

Martin Wulff
Deutscher Spendenrat e.V.

T +49 30 83001502
wulff@spendenrat.de 

Lars Kolan
Deutscher Spendenrat e.V.

T +49 30 83001502
kolan@spendenrat.de

Bianca Corcoran-Schliemann
GfK

T +49 911 3953883
bianca.corcoran-schliemann@gfk.com

Die „Bilanz des Helfens 2023“ können Sie hier herunterladen:

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