Pressemitteilung vom 01. Dezember 2022

Spendenjahr 2022: Rekordspendenvolumen des Vorjahres gehalten

Die Deutschen spendeten im Jahr des Krieges gegen die Ukraine so viel wie im Rekordjahr 2021

Berlin, 1. Dezember 2022 – Die Deutschen haben von Januar bis September 2022 rund 3,8 Milliarden Euro gespendet. Damit wurde das mit Abstand beste Ergebnis aus dem Vorjahr (Beginn der Erhebung im Jahr 2005) in diesem Jahr erneut erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Spendenniveau sogar leicht um 0,8 % gestiegen. Die Prognose für das Gesamtjahr sieht – unter Vorbehalt der weiteren Inflationsentwicklung – ebenfalls gut aus. Das sind Ergebnisse der GfK-Erhebung „Trends und Prognosen“, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats durchgeführt wird.

Rund 16 Millionen Menschen haben im Zeitraum Januar bis September 2022 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Die Spenderzahl ist damit im Vergleich zum gleichen Betrachtungszeitraum 2021 um 0,8 Mio. Menschen gesunken. Der prozentuale Anteil der Spender an der Bevölkerung sank ebenfalls um 1,2 Prozentpunkte auf insgesamt 24,1 %. Dr. Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V.: „Das erneute Rekordhoch bei den Spendeneinnahmen ist wahnsinnig erfreulich, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsdynamik. Der Rückgang der Zahl der Spendenden auf das Niveau der Jahr 2019 und 2020 ist jedoch ein Wermutstropfen.“

Der Betrag der durchschnittlichen Spende pro Spendenakt liegt mit 41 Euro ebenfalls auf dem höchsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Der bisherige Höchstwert betrug im Vorjahreszeitraum 40 Euro pro Spendenakt. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit pro Spender blieb mit einem Wert von 5,8 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf einem stabilen Niveau. All diese Faktoren sorgen maßgeblich für das stark positive Ergebnis des Gesamtspendenvolumens.

Spenden im Rahmen der Ukrainehilfe ausschlaggebend für das starke Ergebnis

Den Hauptanteil der Spenden am Gesamtspendenvolumen stellt mit 76,7 % (Vorjahr 78,5 %) erneut die humanitäre Hilfe dar, wofür jedoch erneut ausschließlich die Not- und Katastrophenhilfe verantwortlich ist. Sie kann – nach einem doppelt so hohen Spendeneingang im Vorjahr 2021 gegenüber 2020- wieder einen Zuwachs um 141 Mio. Euro verbuchen. Alle anderen Teile der humanitären Hilfe (etwa Entwicklungshilfe, Bildung oder Kinder- und Jugendhilfe) verlieren hingegensowohl Rückgänge beim prozentualen Anteil als auch in absoluten Spendensummen.

Insbesondere die Entwicklung der Hilfe für Flüchtende Menschen ist hervorzuheben. Hier ist ein deutlicher Anstieg im Bereich der Geldspenden zu sehen. Das Spendenvolumen stieg gegenüber dem Betrachtungszeitraum 2021 um ganze 359 % (von 207 Mio. Euro auf 949 Mio. Euro). Gründe dafür sind ein Anstieg der Spendenden (plus 254 % von 1,9 Mio. auf 6,7 Mio.) und eine höhere Durchschnittsspende (plus 79 % von 40 Euro auf 71 Euro).

Es liegt also die Annahme nahe, dass das steigende Gesamtspendenvolumen in der Not- und Katastrophenhilfe vor allem auf den Spenden für Flüchtende aus der Ukraine beruht. Diese Annahme wird außerdem durch die regionale Verteilung auf die Spendenprojekte gestützt. Nach dem im Jahr 2021 – dem Jahr der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands – lokale und nationale Projekte stark unterstützt wurden (insgesamt für 66 % des Spendenvolumens), entfielen auf die internationalen Projekte im Jahr 2022 wieder 50% des Gesamtspendenvolumens.

Ralph Achenbach, der Geschäftsführer des Spendenratsmitglieds International Rescue Committee (IRC) Deutschland gGmbH zeigt sich dankbar: „In Anbetracht der mehr als 100 Millionen Geflüchteten weltweit und dem enormen Bedarf an humanitärer Hilfe sind wir für die große Spendenbereitschaft, gerade auch für die Ukraine, dankbar. Wir sehen die Auswirkungen des Ukrainekriegs, wie Nahrungsmittelengpässe die zu Hungersnöten führen, in anderen Konfliktregionen der Welt und gehen dies mit unseren Projekten vor Ort aktiv an. Wir hoffen nun, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen in Deutschland sich auch auf andere Krisen übertragen, die oftmals in Vergessenheit geraten sind. Gerade mit dem bevorstehenden Winter wird in der Ukraine und anderswo jede Hilfe gebraucht.“

Außerhalb der humanitären Hilfe haben die Deutschen beachtlich mehr für den Bereich Sport (plus 41 Mio. Euro, Erholung nach den Corona-bedingten Lockdown Phasen) und den Tierschutz (plus 9 Mio. Euro) gespendet. Verluste erleiden der Bereich Natur-, Umwelt und Klimaschutz (minus 9 Mio. Euro), aber auch die Kultur- und Denkmalpflege (minus 19 Mio. Euro).

Spenden nach Altersgruppen

Nach wie vor spendet die Generation 70plus am meisten, obwohl Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen von 44,5 % auf 41,6 % fiel. Die Anzahl der Spender und Spenderinnen in dieser Altersgruppe fiel um 244 Tsd. Menschen, genauso wie das durchschnittliche Spendenvolumen von 315 Euro auf 311 Mio. Euro. Es liegt damit aber trotzdem auf dem höchsten Niveau aller Altersgruppen.

Erfreulicherweise erhöhte sich jedoch erneut die Anzahl der Spendenden in der Altersgruppe 10 bis 29 Jahre (plus 202 Tsd.) gegenüber dem Vorjahresbetrachtungszeitraum.

Martin Wulff, zweiter Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates e.V.: „Die Entwicklung der Zahl der Spendenden in der für das Gesamtspendenaufkommen enorm wichtige Altersgruppe 70plus ist besorgniserregend. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht der Beginn einer sich abzeichnenden demografischen Entwicklung ist und dass die steigenden Spenderzahlen in der jüngeren Altersgruppe von 10 bis 29 Jahren sich verstetigt.“

Prognose: 2022 wird ein erfolgreiches Spendenjahr

Unter Vorbehalt einer sich noch deutlich weiter verschärfenden Inflationsdynamik ist zu erwarten, dass das Spendenvolumen in diesem Kalenderjahr auf dem Rekordniveau des Vorjahres bleibt. Dafür spricht insbesondere, dass 43% der Menschen planen in den kommenden 12 Monaten genauso viel Geld zu spenden wie im Moment, 12 % mehr oder sogar deutlich mehr. 32 % der Menschen planen etwas weniger oder wesentlich weniger zu spenden.

Zur Erhebung

Die „Bilanz des Helfens – Trends und Prognosen“ wird von der GfK, einem weltweit führenden Anbieter von Daten und Analytik, im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. durchgeführt. Sie ist ein Teilergebnis der Studie GfK Charity Panels, die auf kontinuierlichen schriftlichen Erhebungen bei einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmern basiert. GfK Charity Panels ermittelt fortlaufend Daten zum Spendenverhalten von privaten Verbrauchern in Deutschland. Unter anderem werden Spendenvolumen, Spendenhöhe und bevorzugte Tätigkeitsbereiche abgefragt. Als Spende zählen die von deutschen Privatpersonen freiwillig getätigten Geldspenden an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen und gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.

Weitere Informationen

Dr. Max Mälzer
Deutscher Spendenrat e.V.

T +49 30 46705200
M +49 151 40904952
maelzer@spendenrat.de

Bianca Corcoran-Schliemann
GfKT
T +49 911 395 3883
bianca.corcoran-schliemann@gfk.com

Zum Deutschen Spendenrat e.V.

Seit 29 Jahren setzen sich die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Spendenrats e.V. für die Stärkung von Transparenz im deutschen Spendenwesen ein. Der Deutsche Spendenrat ist ein gemeinnütziger Dachverband von 70 Spenden sammelnden, gemeinnützigen Organisationen aus den Bereichen soziale und humanitäre Hilfe, Umwelt und Tierschutz, Kunst- und Kultur sowie Denkmalschutz. Mitglieder sind u.a. Deutsches Rotes Kreuz e.V. Bundesverband, Arbeiter-Samariter-Bund, Maltester Hilfsdienst, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Bethel, Aktion Deutschland Hilft, Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Die Mitgliedsorganisationen setzen jährlich ein Geldmittelvolumen von deutlich über 1,5 Mrd. Euro ein. Der Deutsche Spendenrat e.V. vertritt diese gegenüber der Öffentlichkeit sowie staatlichen, politischen und privaten Gremien. Die Mitglieder verpflichten sich, keine sittenwidrige Werbung einzusetzen und hohe Qualitätsstandards einzuhalten. Unter anderem sind Strukturen, Tätigkeit und Finanzen im Rahmen eines Jahresberichts jährlich und transparent offenzulegen. Verbraucher können sich beim Deutschen Spendenrat Informationen und Tipps für sicheres Spenden einholen. Seit dem Frühjahr 2017 verleiht der Deutsche Spendenrat e.V. erstmals ein Spendenzertifikat an Mitgliedsorganisationen. Das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. ist das einzige Prüfverfahren in Deutschland, bei dem externe Wirtschaftsprüfer die Qualitätskontrolle des Spendenzertifikats übernehmen.

Weitere Informationen über den Spendenrat finden Sie unter www.spendenrat.de.


Die Studie zum „Spendenjahr 2022: Trends + Prognose“ können Sie hier herunterladen:

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